„Sie heißen nicht…!“

[Kein Kind] hat im Fragealter je wissen wollen: wie heißt das? oder wie sagt man dem? Was ist das?, lautet die richtige, nämlich zaubermächtige Kinderfrage. Umgekehrt antwortet der Geißenpeter der Heidi in Johanna Spyris Weltbestseller auf ihre Frage, wie die Berge heißen: Sie heißen nicht. (Muschg)

Warum heißen sie nicht? Und wer heißt nicht? Wenn alles doch heißt in dieser Welt!

Benennen bedeutet einordnen, archivieren, kategorisieren, kontrollieren, überschaubar machen. Für jeden Menschen entsteht dadurch ein Gefühl der Sicherheit. Die Sprache ermöglicht uns die Welt zu erschließen, aber auch Missverständnisse, Lügen, Grauzonen zu hinterlassen, für die wir dann Richter brauchen, die Aussagen wieder in das ‚rechte‘ Licht rücken.
Ist mit dem Wort ‚rote Rose‘ oder ‚Löwenzahn‘ alles gesagt, was die Wahrnehmung dieser Pflanze bietet? Oder gibt es noch mehr über Formen, Farbe, Strukturen - die sich von der Wurzel, zur Blüte hin zum Samen verändern - zu sagen?

Gleichzeitig bringt unsere sinnliche Wahrnehmung ein Bild in das Innere unseres Wesens, das bei genauerer ‚Betrachtung‘ noch mehr ‚sagt‘.
Oft hört unser Erleben nach der Benennung eines Gegenstandes oder Lebwesens auf. Ich denke ‚Aha, die Rose‘ und gehe weiter, da ich sie erkannt habe. Mache vielleicht noch ein Foto als Abzug der Erinnerung, zum Archivieren oder Teilen mit anderen.

Ich sehe ein Bild und sage ‚schön‘ oder ‚blau‘ oder ‚von Kandinsky‘ und wende mich wieder ab.

Das ‚Unsägliche‘, das ‚Unbenennbare‘ weckt uns auf, erweckt unsere Neugier! Wir stimmen zu oder lehnen ab, können aber beides als Einladung zu einer Auseinandersetzung mit dem Werk und mit uns selbst nehmen. Bleiben wir nicht bei unserer kategorische Aussage ‚schön‘ oder ‚hässlich‘, dann können wir auf unbekanntem Gebiet weiter wandeln. Wir kennen es nicht, begreifen es nicht, aber können Neues entdecken, weil etwas ‚nicht heißt‘.    
Wir sind dauerhaft begleitet von dem Element Zeit. Wir bewegen uns als Mensch in der Zeit. Elemente unseres kreativen Wirkens (Sinne / Haltung / Gestaltung) lassen sich schwierig in eine Gleichzeitigkeit bringen. Schaffensmomente laufen zeitversetzt ab, finden aber im gleichen Raum statt. Dadurch wird dieser Prozess im Raum (auf dem Papier, der Leinwand) immer wieder verändert und braucht  ,seine Zeit‘.

Manchmal stellt sich das Material ‚quer‘, manchmal steht man sich ‚im Weg‘. Wieder tritt eine Zeitverzögerung ein. Raum halten - Zeit geben - Bewegung leben. Je größer der Erfahrungs-Raum, je mehr Selbst-Präsenz, desto mehr Möglichkeiten der künstlerischen Wahrnehmung und Prozessgestaltung.
Die Bilder haben das Format 15 x 15 cm und sind in Mischtechnik erstellt. Bei weiteren Fragen wenden sie sich bitte an: Fabienne Leykauf (f.leykauf(at)gmx.net)

Nach der Werkspur können sie hier der Duftspur folgen.